Hochsensibilität ist keine Krankheit
Der Begriff Highly Sensitive Person (HSP) wurde 1997 von Dr. Elaine N. Aron und ihrem Mann geprägt. Schon früher wurde zum Thema Hochsensibilität bei Tieren und Menschen geforscht, jedoch hatte jeder eine andere Bezeichnung dafür. Gemäß diverser Studien gibt es Hochsensibilität sowohl bei Menschen, als auch bei Tieren, bei beiden liegt der Prozentsatz der Hochsensibilität bei 15-20% in der Population/Bevölkerung. Ebenso gehen die Studien davon aus, dass Hochsensibilität ein angeborenes Merkmal ist und vererbt wird. Dr. Elaine Aron geht davon aus, dass 70% der HSP introvertiert und 30% extravertiert sind. Sie betont extra, dass Introvertiertheit nicht mit Schüchternheit zu verwechseln ist. Natürlich gibt es auch introvertierte HSP die schüchtern sind. Gemäß Dr. Aron gibt es unter den HSP genauso viele Männer, wie Frauen. Da es in unserer Gesellschaft jedoch immer noch verpönt ist, dass ein Mann Empfindsamkeit zeigt, ist es für diese wesentlich schwieriger ihre Hochsensibilität zu akzeptieren.
Der deutsche Begriff Hochsensibilität wird leider häufig falsch verstanden. Es geht dabei nicht darum sich sensibel zu zeigen, sondern es geht um die sensible Sinneswahrnehmung dieser Menschen. Im Englischen gibt es dazu den Begriff Sensory Processing Sensitivity (SPS), was bedeutet, dass das neuronale System die eingehenden Reize der Sinneswahrnehmung mit einer höheren Empfindlichkeit, bzw. Intensität verarbeitet wird. Durch diese besondere Art der Wahrnehmung, werden viel mehr Eindrücke im Gehirn verarbeitet, als bei Menschen, die nicht HSP sind. Dadurch kommt es häufig zu einer Reizüberflutung und einem erhöhten Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug.
Introvertierte HSP beziehen ihre Kraft und Energie aus den Zeiten in denen sie sich zurückziehen können und mit sich alleine sein können. Extravertierte HSP gewinnen ihre Kraft und Energie aus zwischenmenschlichen Kontakten, allerdings benötigen auch sie ihre stillen Auszeiten. Beide profitieren von Auszeiten, in denen sie sich entspannen können. Rituale können den Alltag erleichtern. Ich empfehle Menschen, die sich „fremdgesteuert“ fühlen als Entspannungsart insbesondere die Progressive Muskelentspannung. Diese können Sie bei mir entweder in der Gruppe, oder in Einzelsitzungen, erlernen. Spaziergänge in der Natur tun gerade HSP besonders gut.
Nur ein Teil von Dir ist …
Hochsensibilität besteht nicht nur aus Reizüberflutung durch eine erhöhte sensible Sinneswahrnehmung, weitere Kriterien sind zum Beispiel auch ein erhöhter Gerechtigkeitssinn, sowie ein ganz starkes Harmoniebedürfnis. HSP zeichnen sich in der Arbeit auch durch einen Hang zur Genauigkeit bis zur Perfektion aus. Sie sind hervorragende Angestellte, die eine Antenne (psychosoziale Feinwahrnehmung) dafür haben, was gerade in der Firma los ist und in welchem Bereich Unstimmigkeiten aufkommen. Sie fungieren als menschliches Frühwarnsystem in einer Firma, wenn man ihre Qualitäten zu schätzen weiß und sie an der richtigen Position einsetzt. Hochsensible Menschen, die sich im Angestelltenverhältnis rein gar nicht wohlfühlen, sind in der Selbständigkeit sehr gut aufgehoben. Viele selbständige HSP arbeiten in beratenden und sozialen Berufen, sowie in Berufen in denen sie ihre Stärke vom Denken in größeren Zusammenhängen einbringen können. Viele Hochsensible haben einen sehr intensiven Hang zu Kunst und Musik. Sowohl als Hobby, als auch als Beruf ist dies eine wunderbare Erfüllung für HSP.
Setze deine Grenzen, dann wirst Du gesehen
Leider kommen einige Hochsensible Menschen nicht mit ihrer feinen Sinneswahrnehmung zurecht. Auch ihre Wirkung auf andere Menschen macht ihnen zu schaffen. Häufig hilft hier schon das Erlernen von Grenzen setzen. Ein Coaching oder eine Beratung kann HSP dabei unterstützen besser mit sich selbst zurecht zu kommen. Gerne kannst Du mich kontaktieren und wir vereinbaren dann einen Termin.
Folgende Punkte können ein Anzeichen für HSP sein. Dabei ist es gar nicht so wichtig wie viele Punkte davon auf Dich zu treffen. Du kannst alle Punkte ankreuzen und sagen, dass Du HSP bist, genauso kann es sein dass Du nur zwei Punkte ankreuzt. Dafür sind diese beiden Punkte dann aber sehr stark bis extrem ausgeprägt und weisen genauso auf eine Hochsensibilität hin. Kein Test kann zu 100% sagen, ob Du HSP bist oder nicht. Es gibt wissenschaftliche Möglichkeiten wie das
- Du Dich falsch in deiner Welt fühlst.
- Du auf einem andern Planten wohnst.
- Du denkst, dass Du nicht leistungsfähig bist.
- Du dein Gedankenkarussell nicht abstellen kannst.
- Du immer weißt, wenn Dich jemand anlügt.
- Du merkst wie sich andere fühlen, auch wenn die andere Person dies selbst nicht weiß.
- Du Dinge riechst, die andere nicht riechen.
- Du nah am Wasser gebaut bist und bei Emotionalen Dingen schnell weinst.
- Du von anderen hörst:
- Du bist eine Mimose
- Du kannst nicht abschalten
- Du kannst mit Sachen schlecht abschließen
- Du grübelst zu viel
- Du machst Dir Gedanken über Dinge, die gar nicht wichtig sind
- Du machst Dir ständig Sorgen darüber, was andere denken
- Du versuchst die Bedürfnisse anderer Vorauszusehen
- Du nimmst die Stimmungen im Raum sofort wahr
- Du kannst Dich schwer von anderen abgrenzen
- Du bist Harmoniesüchtig
- Deine Entscheidungen richten sich nach den Bedürfnissen anderer und nicht an deinen eigenen
- Du bist gerne in der Natur
- Du bist schnell ausgebrannt / fühlst Dich ausgebrannt/ausgelaugt
- Häufig wird Dir alles zu viel
- Du bist gerne auch mal für Dich alleine
- Nein sagen fällt Dir sehr schwer
- Es fällt Dir schwer, deine eigenen Bedürfnisse und Interessen durch zu setzen
- Du verträgst keinen Kaffee
- Andere Menschen, auch deine Familie, verstehen Dich nicht
Wenn einige dieser Merkmale auf dich zutreffen, lohnt sich für Dich eventuell ein Coaching mit mir.